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Wednesday, July 29, 2020

Audi e-tron Unfall: Wie gefährlich sind Elektroauto-Brände? - FOCUS Online

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Retter hatten keine Chance: Nach Audi e-tron Crash: Wie gefährlich sind Elektroauto-Brände?

Nach mehreren tödlichen Teslas-Crashs hat auch Audi einen Fall, bei dem ein Mensch im Elektroauto verbrannte. Helfer hatten keine Chance, die junge Frau zu retten. Experten betonen: E-Autos brennen nicht öfter als Benziner. Doch es bleiben offene Fragen.

Dramatische Szenen nach einem folgenschweren Unfall: Wie die "Märkische Allgemeine" berichtet, starb eine 19-jährige Fahrerin am Steuer eines elektrischen Audi e-tron, nachdem der Wagen auf einer Landstraße bei Potsdam aus ungeklärter Ursache von der Straße abkam, sich überschlug und gegen einen Baum prallte.

Unfall mit Audi e-tron - Brand-Ursache unklar

 Das E-SUV fing offenbar sofort Feuer. "Einsatz- und Rettungskräfte hatten aufgrund wiederholter Verpuffungen Schwierigkeiten, an das Fahrzeug heran zu gelangen. Dadurch wurden Lösch- und Rettungsarbeiten erschwert. Die 19-jährige Fahrerin war eingeklemmt und nicht mehr zu retten. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Einsatzkräfte", berichtet die Zeitung. „Wir haben mit einem Meißel versucht, die Scheibe einzuschlagen und mit einem Feuerlöscher versucht, noch zu löschen, aber uns kamen die Flammen entgegen“, zitiert die "Bild"-Zeitung eine Ersthelferin.

Wie es zum Brand kam, ist derzeit unklar - ebenso, wieso sich die Türen des Wagens nicht öffnen ließen. Der e-tron hat im Gegensatz zum Tesla Model S aus Sicherheitsgründen keine versenkten Türgriffe. Gegenüber FOCUS Online sagte Audi-Sprecher Benedikt Still, dass ein Experten-Team des Herstellers zum Unfallort entsandt worden sei, um Unfall- und Brandursache zu untersuchen. Der Hersteller konnte noch keine weiteren Angaben zum Vorfall machen, weil man zunächst Informationen sammeln müsse.

Allianz-Experte: Brandrisiko nicht höher als beim Benziner

Der tödliche Unfall und die offensichtlich extrem schnelle Brandausbreitung wirft erneut die Frage nach der Sicherheit von Elektrofahrzeugen auf. Carsten Reinkemeyer vom Technik-Zentrum der Allianz-Versicherung sieht grundsätzlich zunächst kein erhöhtes Brandrisiko bei Stromern: „Die Zellchemie eines Lithium-Ionen-Akkus ist natürlich sehr empfindlich, aber die Hersteller kontrollieren die Parameter mit einem Batteriemanagementsystem. Bei Großserien-Elektroautos machen wir uns deshalb keine Sorgen um ein erhöhtes Brandrisiko wegen der Batterien. Bei den bislang bekannt gewordenen Feuer-Unfällen von Elektroautos kann man beobachten, dass es sich fast immer um sehr schwere Unfälle handelt. Man muss annehmen, dass dabei auch ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Brand geraten wäre. Ein durchschnittlicher Autounfall bleibt allerdings deutlich unter dieser Unfallschwere“, sagte Reinkemeyer in einem früheren Interview zu FOCUS Online.

Das Problem ist die Brandbekämpfung

Batterie- und Unfallexperten halten moderne Stromer mit Lithium-Ionen-Akkus grundsätzlich für sicher. So sieht auch die AXA-Versicherung beim Thema Feuergefahr kein größeres Risiko. Falls es aber doch zum Brand kommt, laufe dieser dramatischer ab. "E-Autos brennen zwar nicht häufiger als andere Fahrzeuge, doch wenn sich eine Batterie entzündet, brennt sie sehr schnell und kann kaum mehr gelöscht werden", sagt Unfallforscherin Bettina Zahnd. In solch einem Fall gehe es nur noch darum, die Insassen möglichst schnell aus dem Auto zu befreien und in sichere Distanz zu bringen, um sie vor Verbrennungen und giftigen Dämpfen zu schützen.

Beim "Thermal Runaway" haben Insassen keine Chance

Eine befürchtete Unfallfolge bei Elektroautos - von der allerdings noch völlig unklar ist, ob dies bei dem aktuellen Audi-Crash eine Rolle gespielt hat - ist der sogenannte „Thermal Runaway“. Dabei geht es um folgendes: Ein elektrischer Kurzschluss in einem Lithium-Ionen-Akku durch Defekt oder mechanische Beschädigung kann einen Brand auslösen. Die Gefahr ist nicht die einzelne Zelle, sondern eine Kettenreaktion, bei der sich der flüssige Elektrolyt entzündet und sich das Feuer rasant auf andere Zellen ausbreitet. Batterie-Experten bezeichnen das als „thermisches Durchgehen“ oder eben Thermal Runaway.

Für die Feuerwehr sind Brände von Elektrofahrzeugen in jedem Fall extrem schwer zu löschen. Es werden enorme Mengen Wasser benötigt. Und das nicht nur für den Erstangriff. Nach dem Ersticken der Flammen können selbst Stunden nach dem Unfall immer wieder Brände aufflackern. Wahrscheinlich hilft den Rettungskräften nur eine Radikallösung, wie sie in den Niederlanden demonstriert wurde: Nach einem Crash oder anderen Zwischenfällen werden die Stromer in geschlossene Container mit Wasser getaucht.

Tesla: Tödliche Crashs und Selbstentzündung

Der Hersteller Tesla hat sein "Feuer-Trauma" bereits erlebt, es gab diverse Brand-Zwischenfälle - die meisten beim Model S, aber auch einige Fälle beim Model X sowie beim Model 3. In China wurde von einer Überwachungkamera ein Fall aufgezeichnet, bei dem ein Tesla Model S sich spontan entzündete.

Aufnahmen einer Tiefgaragenkamera: Explosion lässt Tesla in Flammen aufgehen

Bei einigen Unfällen, etwa in der Schweiz und in den USA, verbrannten die Insassen lebendig in ihren Fahrzeugen, weil das Batterie-Feuer sich extrem schnell ausbreitete. Bei mindestens einem Fall wurden dem Fahrer die versenkten Türgriffe zum Verhängnis: Ein Polizist als Ersthelfer konnten die Tür des Tesla Model S nicht öffnen. In den USA waren die Brände Gegenstand zweier Klagen gegen den Hersteller, weil der Konzern eine spezielle, patentierte Schutzvorrichtung zur Brandhemmung angeblich nicht in seinen Model S-Fahrzeugen eingebaut haben soll, mit denen ein "Thermal Runaway" begrenzt wird. FOCUS Online vorliegende Unterlagen legen nahe, dass Tesla schon 2010 um diese Gefahr wusste und Patente anmeldete, um die Akkus besser gegen Feuerzwischenfälle zu schützen. Unklar ist, ob diese Schutzmechanismen auch in allen Fahrzeugen angewandt wurden. Tesla nahm trotz mehrfacher Anfragen dazu keine Stellung . Auf Anfrage von FOCUS Online wollte sich Audi vor einigen Monaten zu der Thematik, wie denn die Sicherheits-Architektur des e-tron genau funktioniert, ebenfalls nicht äußern.

Streetscooter: Diverse Brand-Zwischenfälle

Doch nicht nur Tesla geriet mit Bränden in die Schlagzeilen. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Post ihren elektrischen Transporter "Streetscooter" wegen Brandgefahr in die Werktstätten zurückrufen muss. FOCUS Online und das Portal "Kfz-Rückrufe" hatten zuerst darüber berichtet. Auf Nachfrage gab die Post zu, dass es bereits fünf Brand-Zwischenfälle gab, bei denen aber noch nicht in allen Fällen die Ursache geklärt werden konnte. Es könnte noch weitere Rückrufe geben, heißt es beim Kraftfahrtbundesamt (KBA): "Das KBA geht dieser Thematik nach und wird ggf. weitere Maßnahmen nach dem Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) ergreifen", so die Behörde.

Umfangreiche Sicherheits-Checks in China

Die Elektroauto-Szene hält dagegen die Thematik für übertrieben. Ein oft gemachter Vorwurf: Brand-Meldungen bei Tesla und Co. würden im Vergleich zu Benziner-Bränden aufgebauscht und zweckentfremdet, um den Ruf der Emobilität zu beschädigen. Tatsache ist aber, dass das Problem die Hersteller von E-Fahrzeugen deutlich stärker beschäftigt, als es nach außen hin suggeriert wird. In China, dem zahlenmäßig größten Elektro-Markt der Welt, führten 40 Zwischenfälle im Jahr 2018 dazu, dass alle Hersteller auf Anordnung der chinesischen Behörden ihre Akkus und Onboard-Ladegeräte überprüfen mussten. Allein 2018 seien 130.000 Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybride wegen Sicherheitsproblemen auf Druck der Überwachungsbehörden in die Werkstatt zurückgerufen worden, berichtete "Automotive News China".

Experten streiten über Gefahr

Das Brand-Risiko bei Autos mit Lithium-Ionen-Akkus ist weltweit auf dem Radar, auch weil die Marktanteile der Stromer in einigen Regionen sehr schnell steigen. Experten streiten darüber, wie groß das Risiko ist: Unter anderem Tesla behauptet immer wieder, ihre Autos würden viel seltener brennen als Benzinfahrzeuge. Einige Untersuchungen bestätigen das. Versicherungs-Experten der Allianz allerdings weisen darauf hin, dass das Brandrisiko immer mit dem Alter korreliere und daher bei den noch jungen Elektroautos keine aussagekräftigen Daten vorliegen würden. Daher gehen sie davon aus, dass sich das Risiko im Lauf der Zeit dem von Hybriden und Benzin- oder Dieselautos angleichen wird .

Die Frage der Sicherheit von E-Fahrzeugen stellt sich nicht nur beim Akku, sondern auch wegen der Besonderheit des Antriebes: Die Fahrzeuge beschleunigen sehr schnell, was manche Fahrer überfordert. Aufschlussreich war 2019 eine Untersuchung aus der Schweiz, die anhand von Versicherungsdaten zutage förderte: PS-starke Elektroautos haben tatsächlich ein höheres Unfall-Risiko als vergleichbare Limousinen oder SUV mit Benzin- oder Dieselmotor. Die Versicherung hat die Trends zur Schadenhäufigkeit bei Autos mit Verbrennungsmotoren und mit Elektroantrieb in den Jahren 2014 bis 2018 verglichen. "Während kleinere E-Autos im Bereich Microklasse/Kleinwagen rund 10 Prozent weniger Schäden als konventionell betriebene Autos der gleichen Fahrzeugklasse verursachen, ist die Schadenfrequenz bei größeren, PS-starken Modellen der Kategorie Luxuswagen/SUV rund 40 Prozent höher", sagt AXA-Sprecherin Nicole Horbelt. Es ist allerdings unklar, ob dieses Phänomen vorübergehend ist und durch zunehmende Gewöhnung an E-Autos abebbt, und ob es sich auch auf andere Länder übertragen lässt.

Tiefgaragen und Tunnelbrände als Herausforderung

Bemerkenswert ist, dass die Politik, die ja das Thema Elektromobilität aus Klimaschutz-Gründen extrem vorantreibt und Benzin- und Dieselfahrzeuge von der Straße verbannen will, die Problematik offenbar gar nicht im Blick hat. Denn sie reicht deutlich weiter als bis zur Crash-Sicherheit. Bei technischen Defekten - die nicht immer im Akku liegen müssen, sondern auch in simplen Kurzschlüssen oder Problemen mit der Stromleitung im Haus - bereiten vor allem geschlossene Räume wie Tiefgaragen oder Tunnel Probleme, die man so von Benzinern bisher nicht kannte.

Eine Studie des Schweizer Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, die FOCUS Online vorliegt und im Sommer 2018 erschien, beschreibt die möglichen Risiken: "Wegen der reaktiven und teils hochgiftigen Materialen bestehen bei Batteriebränden in abgeschlossenen Räumen oder unterirdischen Infrastrukturen vor allem chemische Gefahren. Die freigesetzten Schadstoffe können sich aufgrund von eingeschränkten Belüftungsmöglichkeiten in der Luft konzentrieren und überschreiten für Menschen kritische Schwellenwerte schneller als im Freien, wo die Rauchgase eher verdünnt werden. Die in solchen Räumen oftmals nicht optimalen Flucht- oder Rettungsmöglichkeiten erschweren die Situation zusätzlich und tragen zur besonderen Gefährdung bei", heißt es in der Studie.

Spezielle Löschanlagen als Lösung?

Auch die Schweizer Brand-Experten betonen, dass es bei Elektroautos grundsätzlich nach bisherigen Erkenntnissen kein erhöhtes Brandrisiko im Vergleich zu anderen Antriebsarten gebe. Der Vorschlag: Um Brände etwa in Tunneln oder Garagen zu verhindern, könnten Löschanlagen installiert werden; außerdem Messgeräte, die schon vor der Entstehung eines Brandes austretende Gase oder Gasgemisch erkennen und dann die Löschsysteme aktivieren.

Alles rund um das Thema Elektromobilität

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July 29, 2020 at 04:49PM
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